Der Lehrer. Das unbekannte Wesen

On 19/07/2013 by Frau Berg

So vieles vermag man vermutlich erst im Herbst seines Lebens zu schätzen: Bergwanderungen, schweigende Ehepaare oder Lehrer zum Beispiel. Nicht Tanzlehrer oder Tauchlehrer sind gemeint, obwohl sie bestimmt auch herzensgute Menschen sind, sondern die uns am meisten geprägt haben: die Schullehrer, die man eben meist erst mit gehörigem Abstand schätzen kann-

Rückblickend, mit der milden Verblödung, die man gerne und in völliger Verleugnung der Wahrheit, Weisheit nennt, hält man den Kopf schief und murmelt: jaja, der Rindlisbacher. Und meint damit eben jenen Rindlisbacher, der einem ein Fach in der Schule nicht zur Hölle machte, der eine Lehrer, dem man aus undurchschaubaren Gründen sympathisch war, der einem den Glauben daran gab, dass außer den Eltern(falls die nicht Trinker waren oder Drogensüchtig) Erwachsene existierten, die einen mögen konnten.

Der personal Rindlisbacher konnte einem die berechtigte Angst vor dem Größer werden nehmen, und das Grauen in die Schule zu müssen, jeden Tag in den Krieg, ein wenig abschwächen.

Es gab aber auch immer die anderen, das Böse, den Teufel, die Sünde, den Hass. Lehrer, die einem in unbeobachteten Momenten Kopfnüsse gaben, Tritte in den Hintern (ich komme aus dem Osten, da gab es so was) die einen mit unverhülltem Ekel behandelten, weil sie nur Menschen waren und sein wir ehrlich, manche Kinder abstoßende kleine Würmer sind, und auch Lehrer Gefühle haben.

So lernte man als Kind behutsam und im geschützten Raum etwas über die Funktion der Welt, die sich kurz in: es gibt immer viele Arschgeigen und ein paar Gute, zusammenfassen lässt.

Später dann, wenn man der Schule entkommen war, von der man glaubte, sie sei im Leben das Schlimmste , was man zu überstehen hätte , (zahnloses Kichern), interessierten einen Lehrer nicht mehr, bis zu dem unbestimmten Zeitpunkt, da man sich nostalgisch zurückbesinnt, kurz bevor das Ende kommt und denkt:

Ein Lehrer kann die Welt zu einem angenehmeren Ort machen, und im guten Fall will er genau das. Man kann großen Schaden anrichten, in kleinen dummen Kinderköpfen, oder Vernünftiges platzieren. Im besten Fall die Freude daran nachzudenken, bevor man seinen Trieben folgt. Es gibt Lehrer, die genau das wollen. Sie lieben ihre Arbeit, trotz all der unangenehmen Umstände, denen sie heute begegnen. Fast weinen möchte man, wenn man von Lehrern liest , die von geisteskranken Müttern verklagt werden, die den Kinder Freiheit des Denkens lehren wollen. Lehrer sind heute zu Kriegern geworden, die im positiven Fall einen Beruf ergriffen haben, weil sie an das Gute glaubten. An die Lernfähigkeit.

Unterbezahlt im Vergleich zu dem, was Manager verdienen, ist der Lehrer ein Nichts geworden, das sich immer mit einem Bein im Krankenhaus oder im Gericht befindet.

Errichtet den Lehrern kleine Denkmäler, Schreine in denen ihnen geopfert wird, lest die Feuerzangenbowle , verneigt euch vor ihnen und zieht den Hut, wen ihr einen tragt. Lehrer haben einen furchtbaren Job. Doch irgendwer muss ihn machen!

 

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