Aber jetzt ist erst mal Sonnabend

On 28/07/2012 by Frau Berg

Sieben am Morgen. Bellevue in Zürich. Umschlagplatz der Trams, Umsteiger aus den Vororten, auf dem Weg in Büros. Wie Kinder, in Uniformen gezwängt von hektischen Eltern, viel zu früh. Die Gesichter blass, die Uniformen kratzen, sie müssen aus einem Kinderschlafgesicht ein Erwachsenen Gesicht machen. Schnell. Jetzt. Und ab in Büros, in Verkaufsräume. Nicht zu spät kommen, nur nicht. Solche Angst vor dem Zu spät kommen, dem nicht genügen, dem Ausgetauscht werden. Von wem nur. Manche haben vielleicht noch einen Chef- Lebendig. Jung, dynamisch. Ein Arschloch in jedem Fall. Oder einfach ein Vorgesetzter. Jung, dynamisch. Ein Arschloch. Ein Alphatier. Aber mit Führungsqualität. Wo ist der Führer eigentlich, der darüber befindet, dass einer mit 50 zu alt für seinen Job ist. Solche Angst. Sie lassen sich ausbeuten, und würden es doch nie so nennen. Ich arbeite gerne, würden sie sagen, was auch sonst. Es können ja nicht alle Selbstständig sein, Künstler oder Penner, einer muss ja arbeiten. Für wen eigentlich? Für Vorstandsvorsitzende , für Manager mit Millionensalären. Ein paar Milliarden Bonus für die Mitarbeiter einer Bank, die ein paar Milliarden Minus erwirtschaftet hat. Früher nannte man das Klassenkampf. Die da oben die da unten. Heute nennt man es einfach Angestelltenverhältnis, und keiner wundert sich. Den ganzen Tag verkaufen, eine Stunde Mittagspause, aber nur nicht überziehen, nicht aus der Masse ragen, nicht auffallen, sich ducken. Nach Dienstschluss in eine Bar. Den Stress wegsaufen. Dazu eine rauchen, Geht bald nicht mehr. Dann wenigstens einen Joint- der ist verboten. Klar, daran verdient der Staat auch nichts, es macht keinen Kater nicht aggressiv, nicht blöd genug. Trinken sollt ihr. Trinken Freunde, um zu vergessen, was da passiert, mit euch und eurem Leben, nicht hier in der Stadt, dass ist zu teuer, da sind die Spekulanten vor. Wartelisten für die neuen 20 Tausend Fränkigen Mietwohnungen am Bellevue in Zürich. Nicht für dich, ab in die Tram, den Zug und in der Dunkelheit heim, schnell einkaufen, sich von Schlechtbezahltem Kassenpersonal schlecht behandeln lassen, von schlechtgelaunten Kondukteuren kontrollieren lassen, essen, fernsehen , schlafen, morgen von vorne, da geht alles wieder los. Aber gerne. Freiwillig, und wenn wir uns alle gut versklaven lassen, gibt es eine Belohnung: Wir dürfen konsumieren. Hurra. Zeug kaufen, gegen den Frust an, gegen das Gefühl von Sinnlosigkeit an. Wir lesen in den Zeitungen vom Leben der Manager. Mit was sind sie reich geworden. Mit denen, die ihr Leben verkauft haben, und gefeuert werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Vielleicht mit einer goldenen Abschiedsuhr. Auf die Idee dass da irgendwas nicht stimmt, kommt kaum einer. Auf die Idee zu demonstrieren, keiner. Auf die Idee sich nach einem Stück Kommunismus zurück zusehnen, und dieses verdammte System das uns alle so glücklich macht und mit guten Zähnen ausstattet, kommen doch nur Chaoten. Am 1. Mai. Mit denen haben wir nichts zu tun. Wir müssen arbeiten. Gerne.

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